Missio-Fluchttruck macht zwei Tage Station an der Marienschule in Dülmen
Info vom 11. September 2018
Was haben Flucht und Handys miteinander zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Wer sich aber intensiver mit den Themen beschäftigt, entdeckt Zusammenhänge. Tiefer in das Thema einzutauchen, diese Möglichkeit erhielten die Acht- und Neuntklässler der bischöflichen Marienschule in Dülmen. Denn am Montag und Dienstag machte vor der Realschule der missio-Truck „Menschen auf der Flucht“ Station.
Viel erfahren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b in zwei Stunden. Zum Beispiel, dass zur Herstellung ihrer Handys mehr als 60 Rohstoffe benötigt werden. Unter anderem Coltan, das in der Demokratischen Republik Kongo in Minen abgebaut wird. Coltan sei für das Elend in dem zentralafrikanischen Land die ausschlaggebende Ursache. „Der Kampf um das Coltan wird mit Waffengewalt ausgetragen. Viele Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten“, berichtet Tete Agbodan. Der Sozialpädagoge begleitet mit Nicole Linnemann den Truck und führt die 15-Jährigen in das Thema ein.
Während er mit einer Gruppe den Zusammenhang zwischen Handys und Flucht vertieft und die Schülerinnen und Schüler auf das in den Niederlanden entwickelte „Fairphone“ hinweist, macht sich die zweite Gruppe auf den Weg zum Truck. Unübersehbar hat er vor der Schule seinen Platz eingenommen: 20 Meter lang und zwölf Tonnen schwer. Zu zweit gehen die Schülerinnen und Schüler in den Truck des Hilfswerks. Sie starten auf einem afrikanischen Markt und schlüpfen in eine von acht angebotenen Rollen. Es sind typische Flüchtlings-Biografien. Die Flucht führt die Jugendlichen von einem zum nächsten Raum. Sie müssen sich schnell entscheiden, was sie in der Eile zu Hause lassen und was sie mitnehmen. Später stellen sie fest, dass es beispielsweise besser gewesen wäre, seine Zeugnisse statt der Schuhe mitzunehmen. Zum Abschluss erfahren die Jugendlichen, welche Gründe es gibt, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Multimedial über Computeranimationen, Audiobeiträge und interaktive Bildschirme erreicht die Ausstellung, die sich auf sieben Räume verteilt, die Schülerinnen und Schüler. „Die Animationen haben mir gut gefallen und der Einblick, wie es den Menschen auf der Flucht ergeht“, berichtet eine Schülerin. Und ein Mitschüler fügt hinzu: „Über die Rollen war es einfach, sich in die Situation der Flüchtlinge zu versetzen.“
Den Stein oder besser den Truck ins Rollen gebracht hat Paula Wachsmann-Schlüter. Sie arbeitet beim Fachdienst Integration & Migration des Caritasverbands für den Kreis Coesfeld. „Ich habe den Truck in Münster erlebt und war gerührt. Die Geschichte hat mich nachdenklich gemacht“, berichtet sie. In Dülmen fand sie bei der Marienschule und der Ökumenischen Flüchtlingshilfe schnell zwei Kooperationspartner. „In der Marienschule haben nicht so viele Kinder einen Flüchtlingshintergrund. Ich finde es gut, ihnen auf diesem Weg das Thema näher zu bringen“, sagt sie. Auch Schulseelsorgerin Jutta Feldmann ist vom Truck und dem pädagogischen Programm beeindruckt. „Ich habe mich auch selbst gefragt, ob es notwendig ist, sich regelmäßig ein neues Handy zu kaufen“, gibt sie zu. Dazu hat Agbodan eine klare Meinung: „Das Beste und Fairste ist es, das eigene Handy möglichst lange zu nutzen und anschließend weiterzugeben.“
Begleitet wird die Tour des missio-Trucks von der Unterschriftenkampagne „Aktion Saubere Handys“. Zudem sammelt das Hilfswerk ausgediente Handys, um die wertvollen Rohstoffe zu recyceln und mit dem Erlös humanitäre Projekte im Kongo zu unterstützen. Am Dienstagabend macht sich der Truck wieder auf den Weg. Die nächsten Stationen sind Waltrop und Marl.
Der missio-Truck, eine Kooperation zwischen dem Caritasverband, der Marienschule und der Ökumenischen Flüchtlingshilfe, hat zwei Tage Station in Dülmen gemacht.
Foto und Text: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe