Info vom 15. März 2017

das liegt im blut 3kleinDie Schauspielerin Gifty Wiafe gastierte am Donnerstag mit ihrem Solostück „Das liegt im Blut“ in der Aula der Marienschule. Den Klassen 9 und 10 der Bischöflichen Realschule hielt sie am Vormittag den Spiegel vor, am Nachmittag bot sie auch Schülerinnen und Schülern der Kardinal-von-Galen-Schule diesen abwechslungsreichen Perspektivwechsel.
Gifty Wiafe, geboren 1994 in Ghana, lebt seit 2009 in Deutschland und arbeitet neben ihrem Studium bei Cactus Junges Theater in Münster. „Das liegt im Blut“ wurde speziell mit und für Gifty Wiafe entwickelt. Unterstützt wird das Projekt von Vamos e.V. Münster, mit dem die Marienschule schon seit einigen Jahren kooperiert. 

Wiafe thematisiert entlang ihrer eigenen Lebensgeschichte viele Bereiche der afrikanischen und auch unserer Gesellschaft. Sie räumt auf mit Vorurteilen und zeigt, dass Afrikanern der Rhythmus zwar in die Wiege gelegt wird, aber keineswegs „im Blut“ liegt. Auf begeisternde Art demonstriert sie, dass Menschenwürde, Lebensfreude und Intelligenz nichts mit Herkunft oder Geschlecht zu tun haben. Dabei bleibt den Zuschauern das Lachen manchmal allerdings förmlich im Halse stecken.

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Sie wirft Hühnerknochen auf den Boden, um eine Diagnose zu erstellen, und spielt mit unseren Vorurteilen über afrikanische Heilkunst. Eigentlich sei es ja die europäische Medizin, die Jahrtausende hinterherhinke, weil sie erst jetzt auf Ganzheitlichkeit setze. In ähnlicher Weise spricht sie von den alltäglichen Problemen der ghanaischen Menschen, etwa dem allgegenwärtigen Stromausfall, der den Besitz von neuester Elektronik lächerlich mache. Andererseits zeige Deutschland gerade „Versagen auf allerhöchsten Niveau“, etwa beim Flughafenbau in Berlin oder Stuttgart 21.
Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass die Probleme in Ghana mehr mit uns zu tun haben, als uns lieb sein kann: Unser mit Medikamenten vergifteter Fleischabfall treibt Hühnerzüchter in Ghana in den Ruin, weil die Füße und Köpfe billiger sind als einheimische Qualität. Die „beliebteste Sendung“ in einem Ortsteil von Akkra, sei nicht DSDS, sondern der Elektroschrott, der aus Europa kommt und dort von Kindern unter großer Gefahr „recyclet“ werde. Ghanaische Kinder wissen nicht, wie Schokolade schmeckt, weil sie viel zu teuer ist – obwohl in diesem Land ein Fünftel des Kakaos weltweit produziert wird. 
Europäische Entwicklungshilfe und Wirtschaft passen nicht zusammen. Wenn man Afrika mit einem Menschen vergleichen wolle, der hingefallen sei, so sei es, als reiche Europas Entwicklungshilfe ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. Gleichzeitig aber komme sein Kumpel Wirtschaft mit einer Eisenstange und schlage Afrika damit voller Wucht von hinten in die Knie.
Immer wieder trommelt, singt und tanzt das „Geschenk“ Gifty („Mein Vorname hat nichts mit vergiften zu tun, zumindest konnte man mir bisher nichts nachweisen…“). Ghanaische Lieder ihrer Urgroßmutter gehören dabei ebenso zu ihrem Repertoire wie westliche Popsongs. Nach großem Applaus endet sie mit der Zugabe „Price tag“ und singt, dass nicht Geld, sondern nur die menschliche Zuwendung glücklich machen kann.